Dienstag, 9. August 2011

Bibelübersetzungen- Opfertod für Gott? Schweigende Gesichter-Warum ich kein Christ bin



Tief verwurzelte Irrtümern, die aus Angst vor fehlendem Maßstab bis aufs Blut vertreten werden.


Das Ergebnis einer Übersetzung hängt von einer Reihe vorgegebener Faktoren ab, darunter:
§  dem verwendeten Ausgangstext (Original- oder Sekundärtexte)
§  dem Projektumfang (ganze Bibel oder nur Teile, ganz neue oder nur Revision einer vorhandenen Übersetzung, jeweiliger Bibelkanon)
§  der Zielsprache und ihren Eigenheiten
§  der Zielgruppe und ihren Rezeptionsbedingungen (Zielkultur)
§  dem Glauben des Übersetzers, seiner Konfession, religiösen Tradition und Sozialisation,
§  dem Übersetzungsansatz
§  dem angestrebten Sprachstil
§  den beteiligten Personen (Auftraggeber, Übersetzer, Redakteure, Berater wie Linguisten, Historiker, Archäologen,Theologen und Korrektoren)
§  den äußeren Bedingungen (Zusammenarbeit, Organisation, Ort und Zeit).
Die meisten Übersetzungen werden ständig überarbeitet. Bedingt durch den natürlichen Sprachwandel können einst treffende, leichtverständliche Formulierungen in Vergessenheit geraten und müssen deshalb ersetzt werden. Wo Luther „Eidam“ verwendete, steht heute „Schwiegersohn“, statt „Farren“ heißt es „Rind“. Neue linguistische oder historische Erkenntnisse können Überarbeitungen notwendig machen. Veränderte Moralvorstellungen fließen ebenfalls ein, z. B. Gleichstellung der Frau. Nicht zuletzt beeinflussen auch Erfahrungen in der Glaubenspraxis, die mit vorangegangenen Übersetzungen gemacht wurden, spätere Übersetzungen – beispielsweise Luther, der die Glaubenssätze seiner Zeit mit großer Entschlossenheit umzusetzen versuchte, aber daran scheiterte und aus dieser Erfahrung heraus eine Neuinterpretation der Paulusbriefe entwickelte
Aufgrund der unterschiedlichen Struktur verschiedener Sprachen im Allgemeinen ist eine Eins-zu-eins-Übersetzung nicht möglich. Wie Friedrich Schleiermacher herausstellte, gibt es im Wesentlichen zwei Strategien, mit diesem Problem umzugehen: Entweder passt man den Inhalt an den Leser an und nimmt dadurch Kompromisse in der Genauigkeit in Kauf, oder man verlangt vom Leser, sich an den Inhalt anzupassen und nimmt damit Kompromisse in der Verständlichkeit in Kauf. Man nennt diese Strategien auch „zieltextorientiert“ und „ausgangstextorientiert“ oder „wirkungstreu“ und „strukturtreu“, wobei zu betonen ist, dass „-treu“ hier hauptsächlich die Absicht der Übersetzer meint.[9]


"Wenn ich dann fragte, wie man als Mensch des 21. Jahrhunderts glauben könne, nur durch ein göttlich veranlasstes Menschenopfer gerettet zu werden, das vor seinem Tode gefoltert und dann auf die denkbar brutalste Art und Weise hingerichtet wurde, habe ich meistens nur in schweigende Gesichter geblickt. Allenfalls kam als hilflose, aber die christliche Lehre missinterpretierende Reaktion, dass das alles nur symbolisch zu verstehen sei."U.Lehnert